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Der Kilimanjaro

Zu Fuß auf den Kilimanjaro

Unter der Überschrift "Ganz Afrika liegt dir zu Füßen" erschien am 30.3.2002 im Anzeiger für Burgdorf und Lehrte der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung ein Artikel über meine Besteigung des Kilimanjaro mit folgendem Text und einigen der nachfolgenden Bilder:
"Was ist nicht schon alles aus Silvesterlaunen heraus vereinbart worden? Weniger trinken, nie mehr rauchen, mehr Sport treiben. Auch in Götz Bittner ließen die letzten Stunden des Jahres 2000 eine verrückte Idee keimen. Gemeinsam mit einem Freund wollte er den Kilimanjaro, den höchsten Berg Afrikas, besteigen. Doch während sich die meisten Silvestervorsätze schon mit dem Funkenregen des Feuerwerks in Rauch auflösen, bereitete sich der Lehrter tatsächlich auf das größte Abenteuer seines Lebens vor.
Der Kilimanjaro ist zwar ohne technisches Gerät besteigbar. Doch würde er neben Schwindelfreiheit hohe körperliche Fitness mitbringen müssen, wusste der Rechtsanwalt und Notar, der bisher Skiklettertouren in den Alpen gemacht hatte. Ein Jahr lang steigerte er durch intensives Lauftraining, Tennis und Spinning (Fahrrad fahren auf stationären Geräten) seine Leistungsfähigkeit. Dazu kamen noch regelmäßige Klettertouren auf den Brocken. Zur Übung bewältigte er die 1200 Höhenmeter in voller Kilimanjaro-Montur, also mit Handschuhen, Gepäck und Stirnlampe. 'Die Leute haben mich manchmal ziemlich doof angeguckt', erinnert er sich an die erstaunten Blicke von Wanderern im Harz.

Vor kurzem brach er dann zu seinem eigentlichen Ziel nach Tansania auf. Gemeinsam mit seinem Bekannten schloss er sich einer 10-köpfigen Gruppe an die - vorschriftsgemäß begleitet von 38 einheimischen Trägern, 4 Führern und 6 weiteren Servicekräften - den Aufstieg anging. Der Tross kämpfte sich bereits am ersten Tag bei 30 feuchtheißen Grad durch den tropischen Regenwald auf 3000 Meter Höhe. 'Da war ich schon so kaputt, dass ich Sorge hatte, es nicht zu schaffen', denkt Bittner zurück. Am folgenden Tag ging es weiter bis auf 4000 Meter in alpine Regionen.

Doch schlimmer noch als die bittere Kälte in der Höhe und der Umstand, sich die ganze Zeit über nicht waschen zu können, war die mit jedem Schritt nach oben dünner werdende Luft. Zur besseren Akklimatisierung war der Anstieg ohnehin auf 8 Tage verteilt worden. Nun lag der Ruhepuls nicht mehr bei dem gewohnten Wert von 65, sondern bei etwa 100 Schlägen pro Minute. Der knappe Sauerstoff marterte die Abenteurer zudem durch rasende Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Magenprobleme und permanenten Brechreiz.
'Es ging uns schlecht, aber da mussten wir durch', sagt Bittner deutlich.
Die letzte Nacht spult sich im Kopf des 46-jährigen ab wie ein Film. Die gespannte Erwartung jedes einzelnen war förmlich greifbar.
Um Mitternacht blies die Führungscrew zum Sturm auf den im Vollmondschein ragenden Gipfel. 6 1/2 Stunden Marsch sollten es noch sein. 'Ein Martyrium', erinnert er sich.
Hecheln, ein paar Tropfen trinken. An Essen war wegen der Übelkeit nicht zu denken. 'Es ist, als watet man in Öl, man ist nur noch in Trance', beschreibt er den schwerfälligen, fast zeitlupenartigen Gang in der dünnen Höhenluft.

Und dann war es geschafft - auf den Uhuru-Peak, die frühere Kaiser-Wilhelm-Spitze in 5895 Meter Höhe. Nur mit Mühe kann der geschulte Rethoriker seine Empfindungen in Worte fassen.
'Ganz Afrika liegt unter dir und du fängst an zu heulen, weil dich eine irre Euphorie ergreift. Es ist grandios, mit nichts zu vergleichen', sprudelt es aus dem Kilimanjaro Bezwinger heraus.

Für ihn war die Tour eine Grenzerfahrung, die ihm auch eine gehörige Portion Gelassenheit eingebracht hat. 'Das hat was mit gewachsenem Selbstwertgefühl, einfach mit Wohlbefinden zu tun', sagt er. Die Selbstverständlichkeiten der Zivilisation mehr zu schätzen zu wissen, hält er für einen weiteren Gewinn.
Dankbar zeigt er sich auch für die Unterstützung seiner Familie bei dem Vorhaben. Obwohl seine Kinder Senta, Robin und Simon wie auch seine Frau Anne nicht mitgereist waren, widmete er ihnen dennoch ganz bewusst einen Moment. Kurz vor dem Abflug hatte ihm seine Frau noch ein Päckchen Zigarren in die Hand gedrückt. 'Wir wollten unbedingt eine Gipfelzigarre rauchen, auch wenn das in der Höhe eine kranke Idee war', berichtet der eingefleischte Nichtraucher.
Dennoch schleppte er das Päckchen bis auf den Gipfel, wickelte dort den zerbröckelten Inhalt aus - und aß die Schokoladenzigarren gemeinsam mit seinem Freund auf."
(Markus Bartsch, HAZ 30.3.2002)

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